Warum sind Moore schützenswert?

Wie funktioniert ein Moor und warum ist es schützenswert?

Naturnahe Moore sind von Wasser geprägte Naturräume. Es gibt sie grundwasser- oder regenwassergespeist und bei beiden Typen ist Wasser im Überfluss vorhanden. Es reicht noch nicht aus, einen See zu bilden, dennoch ist der Boden vollkommen wassergesättigt. Durch das viele Wasser können die sonst üblichen Stoffkreisläufe im Boden nicht stattfinden.

Üblicherweise wird das absterbende Pflanzenmaterial im Boden von Destruenten zersetzt, wobei CO2 als Abbauprodukt produziert wird. Im Moor fehlt den Destruenten allerdings Sauerstoff, wodurch die abgestorbene Masse nicht vollständig zersetzt werden kann. Stattdessen sammelt sich so vor allem in den tieferen Schichten immer mehr unvollständig abgebaute Biomasse und bildet Torf. Weltweit werden in dem jährlich neu gebildeten Torf etwa 150 bis 250 Millionen Tonnen CO2 festgesetzt. Dies entspricht der doppelten Menge, die im Kyoto-Protokoll als Reduktionsziel festgelegt ist¹.

Wird ein Moor entwässert, fällt der Wasserstand und die zuvor durch das Wasser geschützten Pflanzenteile werden abgebaut. Dabei gelangt CO2 in die Atmosphäre. Um diesen klimaschädlichen Prozess zu stoppen, müssen Moore wiedervernässt werden.

Besonders interessant ist zudem, dass Moore in ihrem Torfkörper weltweit zusammengerechnet mehr Kohlenstoff als alle Wälder dieser Erde gespeichert haben, obwohl Moore nur etwa 3% der Landfläche ausmachen. Im Jahr 2005 setzten landwirtschaftlich genutzte Moorböden Treibhausgas-Emissionen in Höhe von rund 42 Mio.  Tonnen CO2-Äquivalenten frei ². Moorschutz ist daher ein wichtiger Klimaschutz-Faktor.

Arten- und Naturschutz

Das Moor als Lebensraum zwischen Land und Wasser bietet zumeist sehr extreme Lebensbedingungen: sehr nährstoffarm und nass, überleben hier vor allem seltene Tier- und Pflanzenarten, die sich im Laufe der Evolution durch eine hohe Spezialisierung angepasst haben. Dazu gehören zum Beispiel die Torfmoose, die für die Entstehung der Moore verantwortlich sind. Aber auch die das Scheidige Wollgras oder der Sonnentau finden hier ihren Platz. Einige hier vorkommende Arten, beispielsweise die Moosbeere, die unauffällig in langen Ranken auf dem Moos liegt, wachsen ausschließlich im Hochmoor. Dementsprechend selten und schützenswert sind viele dieser Spezialisten!

Die offenen Hochmoor-, Heide- und Feuchtwiesenlandschaften, die zu diesem Lebensraum gehören, stellen ein herausragendes Gebiet für Brutvögel dar. Auch hier gibt es viele Spezialisten, die durch ihre Lebensraumansprüche bedroht und selten geworden sind. Dazu gehört zum Beispiel der Große Brachvogel, der mit seinem langen Schnabel in tiefen und weichen Böden nach Nahrung sucht.

All diese spezialisierten Tier- und Pflanzenarten benötigen nasse Moore, um überleben zu können und intakte Ökosysteme zu sichern.

Gewässerschutz

Auch der Landschaftswasserhaushalt wird ganz entscheidend von Mooren geprägt. Sie haben die einzigartige Eigenschaft – wie Schwämme – große Mengen Wasser zu halten. Das kommt uns zum Beispiel bei Starkregenereignissen zur Hilfe: Die Moore nehmen das Wasser auf und geben es in Trockenheitsperioden langsam wieder an die Landschaft ab. Gleichzeitig filtern Moore als sogenannte „Niere der Landschaft“ Nähr- und Schadstoffe aus dem Wasser. Aufgrund dessen hat Sicker- und Oberflächenwasser, welches aus Mooren an die umliegenden Gewässer und das Grundwasser abgegeben wird, eine gute Qualität.  Moore sind damit wichtige Bausteine bei der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Entwässerte Moore setzen hingegen bei den Torfabbauprozessen neben Treibhausgasen auch Nährstoffe frei, die wiederum das Grundwasser und Oberflächengewässer belasten. Eine Wiedervernässung kann dies stoppen.

Zeugen der Landschaftsgeschichte

Moore gelten als bedeutsame Zeugen der Landschaftsgeschichte. Sie entstanden in Mitteleuropa nach der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren. Doch nur etwa einen Millimeneter pro Jahr legt die Torfschicht zu – dementsprechend lang benötigt seine Entstehung. Die Sauerstoff- und Nährstoffarmut ermöglicht, dass Pflanzenreste, Pollen und Überreste von Tieren aus vergangenen Zeiten im Moor konserviert werden. Selten wurden sogar Moorleichen gefunden!
Ein Großteil unseres heutigen Wissens über die Klima- und Vegetationsgeschichte der letzten Jahrhunderte verdanken wir den Mooren.